EDWIN RAPHAEL (CA)

presented by Arcadia Live

mi 13112419:30 VVK + Abendkassa Live

Wie verwurzelt man sich, wenn man mehrere geografische Identitäten gleichzeitig innehat? Für Edwin Raphael, den in Dubai aufgewachsenen und in Montreal lebenden Songwriter, erfordert dies eine bewusste und intensive Form der Welterschaffung. Durch die Entwicklung eines unverwechselbaren Folk-Stils, der östliche Tonleitern mit dem westlichen Pop-Kanon verschmilzt, versteht Raphael seine Musik als ein Erkundungsinstrument, das es ihm ermöglicht, ein inneres und heiliges zuhause zu schaffen, in das er sich immer wieder zurückziehen kann.
Als Sohn von Eltern, die aus Cochin im indischen Küstenstaat Kerala eingewandert waren, wuchs Raphael in Dubai auf und studierte klassische Gitarre, bevor er sich fürs Klavier entschied. Während er eine Vorliebe für John Mayer und Ben Howard entwickelte, fühlte er sich mit Dubais ausgeprägtem Gefühl der „Ortlosigkeit“ unwohl – und dem verwirrenden Gefühl, in eine Kultur einzutauchen, in der jeder ein anderes Heimatland für sich beansprucht. Erst als er nach Montreal zog, um sein Wirtschaftsstudium zu absolvieren, verspürte er ein Gefühl der Stabilität und verstrickte sich immer tiefer in die Indie-Pop-Szene der Stadt.

Seine Debüt-EP „Ocean Walk“ (2015) verband mitreißende, melancholische Instrumentalstücke mit Selbstabrechnung. Es sollte die Bühne für eine Reihe von Veröffentlichungen bereiten, die tiefer und tiefer in die Psyche eintauchen – wie die Konfrontation mit den Nachbeben eines schweren Herzschmerzes oder die Auseinandersetzung mit der eigenen emotionalen Basis, während man sich entwickelt. Die nachfolgenden Veröffentlichungen, „Cold Nights“ (2017), sein gefeiertes Debüt „Will You Think of Me Later?“ (2019) und dessen Nachfolger „Staring at Ceilings“ (2021) zeigen einen Künstler, der seine Fähigkeit, seine Erfahrungen in allgegenwärtige Aussagen zu übersetzen, immer weiter verfeinert. Was im Supportshows für Noah Kahan, Hollow Coves, JP Saxe und Palace einbrachte. Auf Edwin Raphaels bisher intimstem und ehrgeizigstem Projekt, seinem Album „Warm Terracotta“, setzt er sich mit der Erkenntnis auseinander, überall ein Fremder zu sein – mit der Sehnsucht, seine angestammten Wurzeln zu kennen, während er gleichzeitig das zuhause ehrt, das er sich selbst gebaut hat.

Das Album ist sowohl raumgreifend als auch pulsierend und von klassischer indischer Musik, experimentellem psychedelischem Folk und spacigem Pop der 80er Jahre inspiriert. Manchmal erinnert es an das Kribbeln von Gras zwischen den Zehen oder an die sonnengetränkte Pracht von Ragas am späten Nachmittag. In Raphaels eigenen Worten ist das Album ein Gegengift: „one that swallows you into forgetting your present troubles, while also painting a world you can escape into – and keep coming back to.“